Einsamkeit macht krank

Zu TOP 15 – Datenerhebung zu Einsamkeit und Isolation – der heutigen Landtagssitzung sagt die sozial- und gesundheitspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Marret Bohn:

Sehr geehrte Damen und Herren,

es ist höchste Zeit, dass wir Einsamkeit und soziale Isolation ernster nehmen. Und wir sollten auch politische Schritte gegen die Vereinsamung ergreifen. Ich bin davon überzeugt, dass dieses Thema in seinen gesellschaftlichen und gesundheitlichen Auswirkungen völlig unterschätzt wird. Chronische Einsamkeit führt zu einem deutlich höheren Risiko für seelische Erkrankungen wie Depressionen und Ängste. Auch das Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen steigt deutlich. Das belegen zahlreiche wissenschaftliche Studien.

Eine Studie des britischen roten Kreuzes zeigte vor einigen Jahren ein erschreckendes Bild über die soziale Lebensrealität vieler Menschen. In Großbritannien kümmert sich seitdem ein Ministerium um konkrete Schritte gegen die zunehmende Einsamkeit. Und auch wir sollten uns auf den Weg machen.

Einsamkeit trifft alle Altersgruppen. Arbeitsplatzverlust, Trennung, Krankheit, abnehmende körperliche Mobilität, Angehörige, die weit entfernt leben oder zu denen kaum noch Kontakt besteht. Der Auszug der Kinder aus dem Elternhaus. Alle diese Lebenssituationen erhöhen das Risiko von Einsamkeit. Das war schon vor der Corona-Pandemie so. Und in der Corona-Pandemie hat die Einsamkeit leider für viele enorm zugenommen.

Kinder und Jugendliche, die bei Freizeit und Sport eingeschränkt sind. Erwachsene, die viele Stunden im Homeoffice arbeiten oder um ihre Existenz fürchten und schlaflose Nächte haben. Patient*innen, Ältere, Sterbende und ihre Angehörigen, die sich nicht verabschieden oder sich regelmäßig besuchen können. All dies hat zu einer weiteren Zunahme von Einsamkeit geführt.

Wir alle brauchen beim Thema Einsamkeit offene Augen und Ohren und zwischenmenschliche Empathie. Aber das allein reicht nicht. Wir brauchen auch einen klaren Kurs bei strukturellen Veränderungen. Bevor wir diese auf den Weg bringen, sollten wir ganz genau wissen, wie Einsamkeit und Isolation in Schleswig-Holstein aussehen. Deshalb unterstützen wir von Grüner Seite den Vorschlag des SSW für ein Monitoring. Es in den Sozialbericht einzubinden erscheint uns sehr sinnvoll.

Aber – und das sage hier sehr deutlich – dann sollten wir den Bericht und das Monitoring auch regelmäßig durchführen. Wir haben die Chance, die Weichen zu stellen für eine Welt nach Corona. Das könnte eine Welt sein, in der die Gelegenheit zu einem persönlichen Gespräch, zu einem freundlichen Wort, einer selbstverständlichen Begegnung in der Nachbarschaft wahrscheinlicher geworden ist.

Der erste Schritt ist die Anerkennung des Themas Einsamkeit. Der zweite Schritt sind Monitoring und Analyse. Der dritte Schritt wird die Planung und Umsetzung von konkreten Maßnahmen sein, die Einsamkeit verhindern oder aus ihr heraushelfen. Ich freue mich, dass wir diese Initiative gemeinsam mit dem SSW auf den Wegs bringen.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(es gilt das gesprochene Wort!)

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