Die Situation der Schwangeren und ihrer Kinder muss im Mittelpunkt der Geburtshilfe stehen

Zu TOP 36 – Situation der Geburtshilfe in Schleswig-Holstein – der heutigen Landtagssitzung sagt die gesundheitspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Marret Bohn:

Sehr geehrte Damen und Herren,

eine flächendeckende Geburtshilfe ist uns Grünen ein großes Anliegen. Für uns ist eine gute Geburtshilfe das A und O für Schwangere wie für junge Familien. Auch im ländlichen Raum und auf den Inseln und Halligen müssen werdende Eltern wissen, dass sie ihre Kinder sicher auf die Welt bringen können. Leider gibt es vor Ort immer wieder Probleme, kleine Geburtshilfeabteilungen mussten schließen.

Auf den nordfriesischen Inseln ist die Situation besonders angespannt. Schwangere haben die Möglichkeit ein Boarding Angebot in Flensburg, Husum oder Heide wahrzunehmen. Das bedeutet eine lange Zeit weg von zu Hause und von der Familie.

Auch auf Fehmarn gibt es keine klinische Geburtshilfe mehr. Der Weg nach Eutin ist seit der Schließung von Oldenburg länger geworden. Viele Eltern stimmen inzwischen mit den Füßen ab. Sie wählen aus freien Stücken eine Geburt in einem der fünf Perinatalzentren Level 1, weil es dort eine Pädiatrie, eine Kinderintensivstation und eine Neonatalogie gibt. Sie gehen auf Nummer sicher, auch wenn der Weg weiter ist.

Qualität und eine gute Versorgung sind vielschichtig. Geburtenzahlen und die Leitlinien der Fachgesellschaften sind dabei wichtig. Sie sind der Garant für die Sicherheit von Mutter und Kind. Eine erfahrene Hebamme und ein empathisches Umfeld sind für werdende Mütter und Väter enorm wichtig. Personal und Ausstattung in den Kliniken spielen eine besondere Rolle. Das wird im aktuellen Bericht der Landesregierung ganz klar. 

Immer mehr Geburtskliniken können diese Vorgaben nicht erfüllen. Ihnen fehlt es an Personal. Wer gutes Personal möchte, muss gute Arbeitsbedingungen anbieten. Gute Arbeitsbedingungen kosten Geld. Geburtshilfe kann nicht kostendeckend arbeiten, ebenso wenig wie die Kinder und Jugendmedizin. Da sind wir wieder beim Thema Grundfinanzierung der Kliniken für Geburtshilfe. Wir brauchen sie dringend und ich hoffe sehr, dass es bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin grünes Licht hierfür geben wird.

Wir brauchen bei Hebammen und Fachkräften im Gesundheitswesen bessere Arbeitsbedingungen. Das Ruder muss vollständig herumgerissen und der Kurs völlig neu justiert werden. Kliniken verdienen viel mehr an einem Kaiserschnitt als an einer natürlichen Geburt. Das zeigt doch deutlich, dass die Fallpauschalen Fehlanreize wie Nadelstiche setzen. Die Fallpauschalen haben unser Gesundheitswesen völlig in die Irre geführt. Es ist höchste Zeit, dass die Situation der Schwangeren und ihrer Kinder im Mittelpunkt der Geburtshilfe steht.

Heute liegt der dritte Geburtshilfebericht seit der Küstenkoalition auf dem Tisch.Dafür bedanke ich mich ganz ausdrücklichen beim Sozialministerium und seinen fleißigen Mitarbeiter*innen. Ganz besonders angesichts der enormen Belastung in Zeiten der Pandemie.

Aber auch dieser Bericht ist noch kein Konzept und keine Lösung. Dieser Schritt liegt immer noch vor uns. Die Geburtshilfe wird uns also noch weiter beschäftigen. Hoffentlich bald mit einer besseren Situation für die Hebammen. Das ist uns Grünen ein besonderes Anliegen

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

(es gilt das gesprochene Wort!)

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