Rede im Landtag: TOP25+67 – Regelmäßige Tests auf SARS-CoV-2 für Sozialberufe ermöglichen mit Bericht zum Coronavirus und seinen Auswirkungen auf Schleswig-Holstein
Sehr geehrte Damen und Herren,
Die Situation hier bei uns ist derzeit stabil und das ist eine gute Nachricht. Wir Grüne sind allerdings dafür, weiterhin Schritt für Schritt vorzugehen und die Ausbreitungsdynamik genau im Blick zu behalten. Falls es zu einer zweiten Welle kommen sollte, wollen wir gut vorbereitet sein.
Es darf nie wieder passieren, dass wir für unser Personal in den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen keine Schutzkleidung haben. Mit einer Produktion durch Unternehmen in Schleswig-Holstein machen wir uns unabhängig von globalen Lieferketten, die in Pandemiezeiten unterbrochen sind. Hierzu gehören: FFP-2 und FFP-3-Masken, Face Shields (Gesichtsschutzschilder), Mund-Nasen-Schutz, Schutzkittel, Desinfektionsmittel, Schutzhandschuhe etc. „Made in Schleswig-Holstein“.
Es gibt derzeit einen Lieferengpass verschiedener Medikamente, die insbesondere auf
Intensivstationen gebraucht werden. Die Apotheke des UKSH hat als eine von sechs Krankenhausapotheken in Deutschland die Genehmigung und den Auftrag der Bundesregierung erhalten, das Narkosemittel Midazolam selbst herzustellen und andere Krankenhäuser zu versorgen. Wir hatten vor einigen Wochen nach einer Meldung der Deutschen Gesellschaft für Intensivmedizin auf diesen Lieferengpass hingewiesen. Unser Ziel ist, dass auch für andere Medikamente, bei denen ein Lieferengpass besteht, eine landesweite Produktion aufgebaut wird. Geprüft werden sollte eine Verbundlösung der Apotheke des UKSH mit der Apotheke des 6-K-Verbundes und anderer Krankenhaus-Apotheken in Schleswig-Holstein.
Das Land hat in den letzten Wochen im Rahmen seiner übergeordneten Pandemie-Zuständigkeit eine Reserve für persönliche Schutzausrüstung im Sinne einer Notfallreserve für Pflegekräfte und Ärzt*innen aufgebaut. Andere medizinische Berufe, wie z.B. die Heilmittelerbringer*innen (Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie, Medizinische Podologie u.a.) werden derzeit hierbei nicht berücksichtigt. Diese Berufe sind für die Versorgung von Patient*innen jedoch enorm wichtig (Beispiel Patient*innen mit Schlaganfall). Damit in der zweiten Welle die Behandlung kontinuierlich fortgesetzt werden kann, sollten auch andere medizinische Berufe, wie z.B. die Heilmittelerbringer*innen und Hebammen im Notfall entsprechende Schutzausrüstung im Land erwerben können.
Das Contact Tracing (Rückverfolgung von Infektionsketten) gehört zur Strategie gegen die Bekämpfung der regionalen Ausbrüche und erfolgt über die örtlichen Gesundheitsämter. Die Personalkapazitäten der Gesundheitsämter müssen in den nächsten Wochen mit Hochdruck aufgestockt werden, um das auf der Ministerpräsident*innenkonferenz vereinbarte Ziel von Teams mit jeweils 5 Personen pro 20.000 Einwohner*innen zu erreichen. Die Gesundheitsämter werden durch sogenannte Containment Scouts unterstützt, die die Kontaktpersonen der Infizierten ausfindig machen sollen. Der Einsatz der Containment Scouts ist für einen Zeitraum von 6 Monaten geplant. Dies ist aus unserer Sicht nicht lang genug, da der Zeitraum der Pandemie sich aller Voraussicht nach länger hinziehen wird. Wir wollen ein langfristiges Personalkonzept für den öffentlichen Gesundheitsdienst.
Die Informationen über den Verlauf der Infektion mit SARS-CoV-2 und den Verlauf von Covid19 bei Kindern sind sehr unterschiedlich. Dies gilt auch für die Aussagen über die Bedeutung von Kindern für die Infektionsausbreitung. Über Forschungsverbünde wollen wir die Entwicklung des Infektionsgeschehens besonders in Bezug auf Kinder fortlaufend analysieren. Schleswig-Holstein wird sich an dieser Forschungsgruppe aktiv beteiligen.
Für sogenannte Clusterausbrüche mit besonders hoher Übertragungsaktivität, wie z.B. Infektionsausbrüche in Schlachthöfen und Altenpflegeeinrichtungen, müssen die landesweiten Aufsichts- und Kontrollmöglichkeiten verbessert werden. Ein weiteres Ziel ist den Beginn der erwarteten zweiten Welle der SARS-CoV-2-Pandemie vom Beginn der absehbar für den Herbst zu erwartenden Erkrankungsfällen mit Influenza und Pneumokokken-Infektionen zeitlich zu entzerren. Hiermit soll verhindert werden, dass die intensivmedizinischen Kapazitäten durch diese Erkrankungen überlastet werden. Hierfür werden die Kapazitäten für die Impfungen gegen Influenza und Pneumokokken aufgestockt. Das Ziel ist, dass allen, die sich im Rahmen der Empfehlungen der STIKO (Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Institutes) freiwillig impfen lassen möchten, Impfstoff zur Verfügung steht. Diese Maßnahme ist insbesondere für die Mitarbeiter*innen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und für Risikopatient*innen wichtig. Zusätzlich sollte in die jährliche Impfkampagne intensiviert werden, damit möglichst viele das Angebot annehmen.
Unser großer Dank gilt allen Mitarbeiter*innen in den Krankenhäusern, in der Pflege, in den Einrichtungen der Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinderung, der Kinder- und Jugendhilfe und in den Lebensmittelläden. Sie haben dafür gesorgt, dass wir bisher so gut wie möglich durch die Corona-Pandemie gekommen sind. Unser Ziel ist, dass uns das auch weiterhin gelingt.
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